Ich stehe heute vor der schönen, aber auch schwierigen Aufgabe, euch von eurer eigenen Geschichte zu erzählen. Von dem, was ihr – was wir – in den letzten zwanzig Jahren alles geleistet habt. Das ist nicht gerade wenig.

Unsere Geschichte beginnt am 27. August 2005. Damals haben wir die Alternative Kanton Zug gegründet – mit dem Satz: «Unser Herz ist grün … und wir haben es auf dem linken Fleck!»

Von Anfang an war klar, wofür wir stehen: für soziale Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung. Für eine Politik, die beides vereint. Schon bei der Gründung zeigte sich, was uns stark macht: Wir haben viele lokale Oppositionsgruppen zusammengeführt. So entstand eine Bewegung, die selten gelingt: Von überzeugten Ökosozialist*innen über engagierte Gleichstellungsaktivistinnen bis zu lokal verwurzelten Oppositionellen – wir haben uns zusammengefunden. Mit dem gemeinsamen Ziel, den Kanton Zug sozialer und ökologischer zu gestalten. Unser damaliger Regierungsrat Hanspeter Uster brachte es 2005 auf den Punkt: «Die politische Vielfalt leben und gleichzeitig die Kräfte bündeln.» Genau das war – und ist – unser Erfolgsrezept. 

Nur vier Jahre nach unserer Gründung, und zwei Jahre nach dem Beitritt zu den Grünen Schweiz, kam auch die Junge Alternative Zug dazu. In ihrer ersten Medienmitteilung forderte sie: Schluss mit der Steuerdumpingpolitik. Ein Klimaschutzgesetz für den Kanton. Und mehr Mitsprache für Jugendliche. – Die Jungen kamen also ganz nach den «Alten». Und das taten sie mit grossem Erfolg, zeitweise als stärkste und aktivste Jungpartei im Kanton.

Als die ALG gegründet wurde, sagten unser damaliger Nationalrat Jo Lang und Hanspeter Uster in einem Interview etwas, das bis heute unsere Realität beschreibt: «Wir sind im Kanton Zug mit einer bürgerlichen Realität konfrontiert, die global handelt, weil es lukrativ ist – sich aber weigert, global zu denken. Leute in anderen Kantonen können kaum nachvollziehen, dass unsere Partei hier so stark ist, mitten im Herzen des Kapitalismus.» Und genau hier liegt unsere Stärke: Wir haben immer gewagt, diesen Widerspruch klar zu benennen. Selbstironisch, aber treffend brachte es die Junge Alternative vor rund 15 Jahren auf einem Sticker zum Ausdruck: «We hated Glencore before it was cool!» Dabei geht es nicht darum, dass wir die Ersten waren. Sondern darum, dass wir diese Verknüpfung schon früh erkannt haben – und seither als einzige mit lauter Stimme darauf hinweisen.

Denn seit den 1970er-Jahren kämpfen wir – und unsere politischen Vorfahren – konsequent und leidenschaftlich für globale Gerechtigkeit. Und auch wenn Zug bis heute ein Eldorado für Steuerflüchtige und Rohstoffhändler ist – frei nach Rosa Luxemburg: «Zu sagen, was ist, bleibt die revolutionärste Tat.»

Und genau dieses „Sagen, was ist“ prägt unsere Politik bis heute. Die doppelte Verankerung von ökologischer Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung wurde immer konkret gelebt. Für uns gibt es kein Klimaschutz ohne Soziale Gerechtigkeit. Und für uns war immer klar: Es geht nicht nur um die Zuger Bevölkerung. Es geht auch um Solidarität mit dem globalen Süden – mit jenen Menschen, die am stärksten unter Klimazerstörung und Menschenrechtsverletzungen leiden, verursacht durch Konzerne mit Sitz in Zug. Schon Jahrzehnte vor der Konzerninitiative haben wir die Machenschaften dieser Rohstoffunternehmen öffentlich gemacht – und so eine Themenführerschaft aufgebaut, die schweizweit ausstrahlt.

Aber es ging uns nie nur um Kritik. Wir haben auch konkrete und lokale Lösungen gegen die Klimakrise vorgeschlagen: eine dezentrale Energiewende mit Sonne, Wind und Wasser. Investitionen in energetische Sanierungen statt in fossile Infrastrukturen. Aber auch hier zeigte sich wieder der Zuger Sonderfall: Während wir über grüne Energie sprachen, wurden über unseren Kanton Milliarden mit Öl, Gas und Kohle verschoben. Für uns war klar: Der Hebel fürs Klima liegt hier in Zug. Nicht bei ein paar Solarpanels auf den Dächern – sondern bei Konzernen wie Glencore, Gazprom oder Shell, die endlich Verantwortung übernehmen müssen. Und beim Kanton, der mit seiner Tiefsteuerpolitik diesen Geschäften den roten Teppich ausrollt. Wir waren und sind die Einzigen, die das laut und deutlich sagen.

Auch in der Verkehrspolitik haben wir Akzente gesetzt. Ein Dauerbrenner war der Zuger Stadttunnel. Wir sagten: Dieser Tunnel verschlingt Geld, das für ÖV, Fuss- und Veloverkehr fehlt. Und siehe da: Wenn die bürgerliche Mehrheit im Parlament nicht hören wollte, ging der Weg halt über die Volksabstimmung. Jede Abstimmung zu diesem Tunnel haben wir gewonnen. Und auch hier blieb es nicht bei der Kritik. 2018 lancierten wir die Velonetz-Initiative – für ein durchgehendes und sicheres Velonetz im Kanton Zug. Die Initiative scheiterte. Aber 40 Prozent sagten Ja. Mehr als doppelt so viel, wie wir Stimmenanteil haben.

2018 entstand die globale Klimabewegung. Millionen gingen weltweit auf die Strasse, in Zug waren es hunderte Schüler*innen. Wir standen selbstverständlich hinter der Bewegung – und viele unserer Leute waren direkt dabei. Mehrere Organisatorinnen des Klimastreiks waren auch bei den Jungen Alternativen aktiv, und sie tragen heute politische Verantwortung für die ALG, beispielsweise mit Julia Küng als Kantonsrätin oder Delia Meier als Gemeinderätin in der Stadt Zug.

Das zeigt: Wir sind eine Bewegungspartei. Mit einem Bein in den Bewegungen auf der Strasse, mit dem anderen im Parlament. Und mit einer Hand sammeln wir Unterschriften während wir mit der anderen Protestschilder gegen Rohstoffmultis hochhalten.

Und auch innerhalb der Grünen Schweiz spielten wir in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder eine wichtige Rolle. Unsere Anliegen – ökologisch und sozial – trugen wir von Zug aus in die ganze Schweiz. So etwa mit der Zersiedelungsinitiative, die Andreas Lustenberger als damaliger Co-Präsident der Jungen Grünen Schweiz lancierte und die von seinem Nachfolger Luzian Franzini zur Abstimmung gebracht wurde. Oder mit der Umweltverantwortungsinitiative, die Julia Küng als dritte Zuger Co-Präsidentin der Jungen Grünen Schweiz in Folge startete. Und es ist auch kein Zufall, dass Andreas Lustenberger in seiner Funktion bei Caritas Schweiz mit im Initiativkomitee der Konzerninitiative sitzt. Einer Initiative, die klar gegen Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen vorgeht, die internationale Konzerne mit Sitz in Zug verursachen. Und seit diesem Jahr ist unser Zuger Parteipräsident auch Generalsekretär der schweizerischen Grünen.

Die Zuger Tiefsteuerpolitik hat aber nicht nur globale Auswirkungen – wir spüren sie auch direkt hier im Kanton Zug. Schon früh haben wir erkannt: Mit jeder Steuersenkung verstärkt sich der Verdrängungsprozess. Mieten steigen, Lebenshaltungskosten steigen – und immer mehr Menschen können sich das Leben in Zug kaum mehr leisten. Ein Satz aus unserem Bulletin von 2006 bringt es auf den Punkt: «Die Abwärtsspirale der Steuern für Reiche treibt die Aufwärtsspirale bei Mieten und Lebenskosten weiter an.»

Unter dem Motto „Damit Zug Zug bleibt“ forderten wir Massnahmen gegen diese Verdrängung. Zum Beispiel die Förderung von gemeinnützigem Wohnbau oder ein Ende der Bodenspekulation. Themen, die bis heute brandaktuell sind. Die Jahre danach folgten einem immer gleichen Muster: Die Bürgerlichen senkten die Steuern. Und um die Ausfälle zu kompensieren, schnürten sie Sparpakete. Wir stellten uns dem entgegen, oft mit Referenden. Leider scheiterten diese meistens – auch wenn wir zum Teil bis zu 40 Prozent der Stimmenden hinter uns hatten. Doch wir haben nicht aufgegeben und kämpfen bis heute für diese Themen. Parallel lancierten wir immer wieder Initiativen für bezahlbaren Wohnraum – manchmal zusammen mit der SP, manchmal eigenständig.

Auch Gleichstellung war von Anfang an fest in unserem Selbstverständnis verankert. Und zwar als gelebte Politik. Wir haben Geschlechterrollen und Lohngleichheit immer wieder in Partei und Parlament thematisiert – und wir haben Vorstösse dazu eingereicht. Ein exemplarischer Kampf war der um ein Gleichstellungsbüro. Seit den 1980er-Jahren kämpften wir dafür, bis es vier Jahre lang Realität war und dann jedoch von der bürgerlichen Mehrheit wieder eingestampft wurde. Bis heute bringen wir das Thema immer wieder im Kantonsrat ein.

Wir haben uns auch selbstkritisch reflektiert und Gleichstellung auch parteiintern gelebt: Frauen führten die Partei insgesamt 13 Jahre lang im Präsidium. Im Kantonsrat lag der Frauenanteil unserer Fraktion im Schnitt bei 56 Prozent.

In der öffentlichen Wahrnehmung sind wir klar die Partei der Gleichstellung. Beispielsweise auch dank unserer ehemaligen Regierungsrätin und heutigen Nationalrätin Manuela Weichelt. Sie war eine Vorkämpferin für die Vereinbarkeit von Familie und Amt. Trotz massivem Gegenwind liess sie sich nicht beirren – und ja, sie hat sogar Schlagzeilen gemacht, weil sie ihre Kinder während der Regierungsarbeit stillte. Unter ihrer Führung gab es in ihrer Direktion ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis in Führungspositionen. Sie hat vorgelebt, was möglich ist, wenn man nur will.

Und wir haben auch reagiert, wenn Gleichstellung vorgetäuscht wurde. Als Heinz Tännler öffentlich behauptete, im Kanton Zug gebe es keine Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern, haben wir nachgehakt. Auf die Frage, ob er das überprüft habe, kam nur ein Nein. Also machten wir im Parlament und auf der Strasse Druck – mit Vorstössen und einer Petition. Ganz nach dem bewährten Muster: Ein Bein auf der Strasse, ein Bein im Parlament.

Wir waren auch immer eng mit Bewegungen verbunden. In den 70er- und 80er-Jahren arbeiteten viele SGA-Mitglieder in der OFRA mit, gemeinsam kämpfte man für ein Gleichstellungsbüro. 2019, im grossen Frauenwahljahr, waren viele ALG-Frauen im feministischen Streikkollektiv aktiv– und ermöglichten eine der grössten Gleichstellungsdemos im Kanton. Auch im Wahlkampf wahren sie aktiv, was dazu führte dass Zug mit Manuela Weichelt erstmals eine Frau nach Bern schickte. Ein historischer Erfolg.

Ein letztes wichtiges Standbein der Partei war die Frage der Demokratie und Transparenz. Schon Mitte der 1970er-Jahre reichte unsere politischen Vorfahren die Verwaltungsratsinitiative ein. Sie verlangte: Regierungsräte sollen nicht gleichzeitig in zig Verwaltungsräten sitzen. Damals war das in Zug gang und gäbe – manche Regierungsräte sassen gleichzeitig in über 115 Verwaltungsräten! Die Initiative war zwar nur ein Achtungserfolg, aber in den 1990er Jahre wurde das Anliegen dank der gemeinsamen Vollamtsinitiative mit der SP umgesetzt.

Ein Dauerthema war auch das Wahlsystem. Zwei Jahre nachdem Hanspeter Uster 1990 als erster Grünalternativer in die Regierung gewählt wurde, wollte die CVP mit einer Majorzinitiative den Erfolg wieder rückgängig machen. Diese „Lex Uster“ scheiterte juristisch. Aber die Bürgerlichen gaben nicht auf. In den 2000er-Jahren folgten weitere Vorstösse. 2013 wieder. Und beim dritten Anlauf schafften sie es tatsächlich: Die Majorzwahl wurde eingeführt – und die Linke grösstenteils aus der Exekutive verdrängt. Bis heute kämpfen wir gegen diese Machtpolitik, beispielsweise mit engagierten Wahlkämpfen, wie jenem von Andreas Lustenberger diesen Sommer.

Auch die Parteien- und Politikfinanzierung war für uns stets ein Thema. Immer wieder machten wir im Kantonsrat und in unserem Bulletin klar: Politik braucht Transparenz, Kontrolle und Vertrauen. Ein Höhepunkt war die Transparenzinitiative ab 2019. Nach langen vergeblichen Versuchen im Parlament ergriff unsere Jungpartei die Unterschriftensammlung und brachte die Vorlage 2024 an die Urne. Und weil die Regierung es nicht schaffte, die Stimmzettel korrekt zu gestalten, führten wir die Kampagne gleich zweimal. Am Ende scheiterte die Initiative knapp. Aber der Gegenvorschlag kam durch. Und so haben wir heute – erstmals in der Geschichte des Kantons – Transparenzregeln für die Parteienfinanzierung in der Verfassung. Das ist ein realpolitischer Erfolg, den wir unserer Jungpartei zu verdanken haben.

Wir sehen also: Die ALG ist heute so stark, weil wir es immer wieder geschafft haben, Fragen zu verbinden und ungemütliche Themen kompromisslos anzusprechen.

Das ist unsere Identität. Und immer stand die Sache im Vordergrund. Nicht Machtpolitik. Nicht Parteiengezänk. Sondern Gerechtigkeit, Solidarität, Gleichstellung und natürlich Frieden.

Danke für all eure Arbeit – die ihr in den letzten zwanzig Jahren geleistet habt, die ihr heute leistet und die ihr in Zukunft leisten werdet.

Auf in die nächsten Jahre!